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30 Jahre Nationalpark Unteres Odertal

30 Jahre Wildnisentwicklung

Mit der Gründung des Nationalparks Unteres Odertal 1995 erhielt die einzigartige Flussauenlandschaft der Oder einen dauerhaften Schutz. Heute ist er der einzige Flussauen-Nationalpark Deutschlands – ein Schatz für die Natur, aber auch für die Menschen in der Region.

Nationalparkkonferenz am 6. November

Mit einer Nationalparkkonferenz am 6. November 2025, von 10 bis 17 Uhr, im Gartzer Kanonenschuppen finden die Feierlichkeiten zum 30. Jubiläum ihren Abschluss. An diesem Ort hat der erste Ministerpräsident des Landes, Manfred Stolpe, am 10. September 1995 den Nationalpark feierlich eröffnet. Im Rahmen der Konferenz werden Landwirte, Fischer, Angler, Jäger, Vertreter der Kommunen, der Industrie und des Tourismus, Naturschützer und Bewohner der Nationalparkregion über ihre Erfahrungen aus 30 Jahren Nationalpark und ihre Wünsche im Hinblick auf die Weiterentwicklung dieses besonderen Schutzgebietes berichten.

Eine Geschichte mit Höhen und Tiefen

Wie das gesamte DDR-Nationalparkprogramm ist auch die Unterschutzstellung des Unteren Odertals untrennbar mit einem Namen verbunden: Professor Michael Succow, Träger des Alternativen Nobelpreises. Gemeinsam mit seinem Freund Professor Mieczysław Jasnowski erkannte er früh die Bedeutung des grenzüberschreitenden Gebietes und entwickelte die Vision eines deutsch-polnischen Nationalparks. Die Aufnahme des Nationalparkprogramms in den deutschen Einigungsvertrag war ein Glücksfall – so konnte die Ausweisung des Nationalparks Unteres Odertal auch im wiedervereinigten Deutschland weiterverfolgt werden.

Nach der anfänglichen Euphorie traten jedoch schnell Herausforderungen zutage: Wie kann ein Gebiet, das auf deutscher Seite fast vollständig landwirtschaftlich genutzt und überwiegend in Privatbesitz ist, zum Nationalpark werden? Die Klärung der Eigentumsfrage war zentral. Gemeinsam mit dem Bundesumweltministerium und dem Bundesamt für Naturschutz entstand die Idee eines Naturschutzgroßprojekts von gesamtstaatlicher Bedeutung – das sogenannte Gewässerrandstreifenprojekt. Parallel dazu wurde das Unternehmensflurbereinigungsverfahren Unteres Odertal angeordnet, um Eigentums- und Nutzungskonflikte mit Hilfe der Bodenordnung zu lösen. Es wurde eines der größten seiner Art: rund 20.000 Hektar Flurbereinigungsgebiet mit über 2.000 Beteiligten.

Ein weiterer Meilenstein war die Erarbeitung des Nationalparkplans, der in einem offenen und transparenten Prozess unter Einbeziehung aller Akteure entstand. Mit seinem abgestimmten Leitbild und detaillierten Maßnahmenkatalog bietet er eine verbindliche Grundlage für alle Beteiligten. Gleichzeitig wurde die Zusammenarbeit mit der Region intensiviert: Das Kuratorium, in dem Vertreterinnen und Vertreter der Region beratend mitwirken, erhielt eine zentrale Rolle. Seither gilt das Prinzip: Nur Maßnahmen, die eine breite Zustimmung im Kuratorium finden, werden umgesetzt.

Gemeinsam für eine starke Region

Auch die Initiative „Mit der Region – für die Region“, die vor rund 20 Jahren startete, hat entscheidend dazu beigetragen, dass der Nationalpark heute fest in der Bevölkerung verankert ist. Neue touristische Angebote, bekannte Veranstaltungsformate, wie die Kranichtage in Gartz und Mescherin und die Singschwantage in Criewen sowie die über ein LEADER-Projekt gestartete Partnerinitiative mit 25 Partnern bestehend aus Gastbetrieben, Naturführern und den Uckermärkischen Verkehrsbetrieben zeigen, wie eng Naturschutz und regionale Entwicklung zusammenwirken können. Jährlich kommen bis zu 200.000 Besuchende in die Nationalparkregion.

Für Besucherinnen und Besucher wurde die Infrastruktur kontinuierlich verbessert: Entstanden sind Beobachtungstürme, Erlebnispfade, Wasserwanderrastplätze, Informationstafeln, ein touristisches Wegeleitsystem zu den Nationalparkeingängen, zwei mit Wasserstoff betriebene Nationalparkbusse und das Natura-2000-Haus in Criewen – allesamt in enger Kooperation mit den Nationalparkkommunen und den westpommerschen Landschaftsschutzparks.

Besonders erfreulich: Das Flurbereinigungsverfahren geht nach 25 Jahren nun seinem Abschluss entgegen. Damit ist der Weg frei für den nächsten großen Schritt: Zum 1. Januar 2026 erfolgt in der Schutzzone Ib auf weiteren 1.300 Hektar die endgültige Nutzungseinstellung – die Flächen werden der eigendynamischen Entwicklung überlassen. Damit erfüllt der Nationalpark die im Bundesnaturschutzgesetz verankerte Zielvorgabe, auf mehr als der Hälfte seiner Fläche das Prinzip „Natur Natur sein lassen“ umzusetzen – das größte Geburtstagsgeschenk zum 30-jährigen Jubiläum.

Auch international wächst der Park über sich hinaus: Die Vision eines grenzüberschreitenden Schutzgebietes wird im Jubiläumsjahr Wirklichkeit – mit der geplanten Unterschutzstellung von Teilen des polnischen Zwischenoderlandes als Nationalpark.

Biodiversität – eine Bilanz

Die mit dem Nationalpark unter Schutz gestellte Flussaue ist einzigartig in Mitteleuropa. Das Spektrum der Lebensräume und Arten reicht von der Oder als bedeutendem Strom über deren schlammige teils sandige Flussufer über zahlreiche durchflossene oder abgeschnittene Altarme, Auenwiesen, Weichholz- und Hartholzauenwälder bis zu den artenreichen Laubmischwäldern sowie Trocken- und Halbtrockenrasen der Oderhänge. Bisher wurden im Nationalpark 1.186 Farn- und Blütenpflanzen nachgewiesen, von denen mehr als 150 in Brandenburg mehr oder weniger stark gefährdet sind.

Der Nationalpark dient der Erhaltung des Lebensraumes von gefährdeten heimischen Arten, wie z.B. Fischotter, Schlammpeitzger, Steinbeißer oder Große Moosjungfer.

Von herausragender, landes- und deutschlandweiter Bedeutung ist das Gebiet vor allem für die Avifauna. Für insgesamt 18 Vogelarten ist es eines der fünf landesweit wichtigsten Vorkommensgebiete. Für Gänsesäger, Kleinralle, Rotschenkel, Schilfrohrsänger, Trauerseeschwalbe, Tüpfelralle, Wachtelkönig und Zwergdommel ist das Untere Odertal das wichtigste Gebiet in Brandenburg. Für Bekassine, Blaukehlchen, Eisvogel, Kiebitz, Knäkente, Rohrdommel und Seeadler ist es eines der fünf wichtigsten Gebiete, die Weißbartseeschwalbe kommt nur hier vor.

In der Pflegezone hat die Grünlandnutzung eine wichtige Bedeutung für den Erhalt und die Förderung der lebensraumtypischen Biodiversität. So werden beispielsweise die wertvollen Brenndoldenauenwiesen durch eine extensive Nutzung durch Beweidung oder Mahd langfristig erhalten. Ein Schlüssel für die langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft ist das dynamische Grünlandmanagement, welches seit 2015 erfolgreich in die Praxis umgesetzt wird. Dieses wird durch Vertragsnaturschutzmittel finanziell unterstützt. Hierfür werden aus Landes- und EU-Mitteln bis zu 185.000 Euro jährlich zur Verfügung gestellt.

Monitoring und Forschung

Der Nationalpark bietet eine einmalige Chance, die Regenerationsprozesse der Natur und Umwelt sowie natürlich und spontan auftretende Anpassungsprozesse an klimawandelbedingte Veränderungen zu dokumentieren. Die Nationalparkverwaltung in Zusammenarbeit mit der Naturwacht hat ein umfangreiches Monitoringprogramm etabliert, um den Erhalt von gebietstypischen und seltenen Tier- und Pflanzenarten, wie zum Beispiel dem Fischotter oder der Kuhschelle zu gewährleisten. Mehrjährig angelegte Kooperationen mit Universitäten und Forschungseinrichtungen erlauben strategisch ausgerichtete Forschung, wie zum Beispiel zum regionalen Landschaftswasserhaushalt.

Festveranstaltung zum Jubiläum

Foto: Kinosaal mit Publikum und einer Podiumsdiskussion vor der Leinweind
Festveranstaltung im FilmforUM
Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke würdigte am 17. Oktober 2025 bei der Festveranstaltung im FilmforUM die 30-jährige Geschichte des einzigen Fluss-Auen-Nationalparks in Deutschland. „Hier hat sich ein unverzichtbarer Rückzugsort für bedrohte Tiere und Pflanzen entwickelt. Die Unterschutzstellung des Unteren Odertals ist untrennbar mit Professor Michael Succow verbunden. Zusammen mit ProfessorMieczyslaw Jasnowski hat er die Bedeutung des grenzüberschreitenden Gebietes für den Naturschutz erkannt und die Vision für einen deutsch-polnischen Nationalpark entwickelt. Dafür gilt unser aller Dank.“

Woidke erinnerte an die turbulente Anfangsphase des Parks. Nach Widerstand gegen die Planung, den Träger-Verein und die Park-Verwaltung gelang es im Jahr 2004, die Novellierung des Nationalparkgesetzes in den Koalitionsvertrag der Landesregierung aufzunehmen. Woidke: „Nach intensiven Gesprächen haben wir Lösungen gefunden, die mit dem Schutzstatus vereinbar waren und den Menschen vor Ort deutlich machte, dass sie bei der Entwicklung des Nationalparks mitgenommen werden.“ 2006 untermauerte das vom Landtag einstimmig verabschiedete Nationalpark-Gesetz die Trendwende.

Zusammen mit vielen Partnern wurden in den vergangenen 30 Jahren zahlreiche Projekte umgesetzt. Die Nationalparkverwaltung investierte von 2010 bis 2025 rund sechs Millionen Euro. Bis 2028 kommen weitere 5,5 Millionen aus Förderprojektendazu, die bereits bewilligt sind. Vor kurzem gab es den Förderbescheid über 4,5 Millionen Euro aus der Richtlinie Natürliches Erbe für die vollständige Erneuerung der Ausstellung im Nationalparkhaus. Darüber hinaus hat sich die polnische Regierung zum Zielgesetzt, das Nationalparkprogramm zu erweitern. Woidke: „Besonders erfreulich ist auch die Nachricht, dass das Flurbereinigungsverfahren nach nunmehr 25 Jahren seinem Ende entgegen geht. Damit wird unserem Nationalpark das größte Geburtstagsgeschenk bereitet.“ Zum 1. Januar 2026 wird die Nutzung nun auch in der Schutzzone Ib endgültig eingestellt und die Flächen sich selbst überlassen.

Spendenaktion des Fördervereins

„Ganz schön wild“ – das Motto des Nationalparks Unteres Odertal passt nicht nur zur einzigartigen Natur, sondern auch zum Förderverein, der sich mit Leidenschaft für Deutschlands einzigen Auennationalpark einsetzt. Und manchmal eben auch ganz schön spontan:

Einen Abend vor der großen Jubiläumsfeier am 17. Oktober im FilmforUM Schwedt rief Vereinsvorsitzender Dirk Sasson kurzerhand eine Spendenaktion ins Leben. In Windeseile wurde eine digitale Spendenmöglichkeit eingerichtet und vor Ort Spendendosen aufgestellt. Während der Festveranstaltung mit Gästen aus Politik, Verwaltung, Umweltschutz, Wirtschaft und Vereinen gingen bereits die ersten Spenden ein – ein starkes Zeichen für die Verbundenheit mit dem Nationalpark.

Dirk Sasson, in Doppelfunktion als Vereinsvorsitzender und Geschäftsführer des Unternehmensverbundes Stadtwerke Schwedt vor Ort, brachte es auf den Punkt: „Wann Spenden sammeln, wenn nicht zum Jubiläum?“ Er animierte die Gäste, sich mit einem kleinen Obolus zu beteiligen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: 1.020 Euro kamen zusammen – und wurden vom Unternehmensverbund Stadtwerke Schwedt großzügig verdoppelt. So fließen stolze 2.040 Euro direkt in die Projekte des Fördervereins.

Der Verein unterstützt den Nationalpark mit großem Engagement: Ob Arbeitseinsätze, Veranstaltungen wie das Parkkonzert oder Marketingideen – überall dort, wo schnelle und unkomplizierte Hilfe gefragt ist, ist der Förderverein zur Stelle. „Ein herzliches Dankeschön an alle, die den Förderverein Nationalpark Unteres Odertal unterstützen“, sagt Dirk Sasson. „Ihr Einsatz macht unsere Region noch lebenswerter.“

Quellen: 

https://mleuv.brandenburg.de/mleuv/de/aktuelles/presseinformationen/detail/~09-10-2025-30-jahre-nationalpark-unteres-odertal

https://www.brandenburg.de/alias/brandenburg_06.c.889176.de 

Downloads

Flyer: Einladung zur Nationalparkkonferenz am 6. November 2025