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Karl Ludwig Fernow

Karl Ludwig Fernow
Karl Ludwig Fernow

Künstler, Kunsthistoriker

geboren 19.11.1763 in Blumenhagen (Uckermark)
gestorben 04.12.1808 in Weimar

Was wir über Fernows Leben wissen, verdanken wir zum größten Teil der Biografie von Johanna Schopenhauer, der Mutter das Philosophen Arthur Schopenhauer, die während Fernows letzten Lebensjahren in Weimar seine vertraute Freundin war.

Carl Ludwig Fernow ist der jüngste Sohn eines Bauern, der als Knecht auf dem Hof der Familie Necker in Blumenhagen diente. Nach einer Apothekerlehre in Anklam findet er 1786 eine Anstellung in der Ratsapotheke in Lübeck und nutzt die freie Zeit zum Lesen, Dichten und Denken. In der Hansestadt lernt er den Maler Jacob Asmus Carstens (1754–1798 kennen, der ihn bestärkt, sich künftig der Kunst zu widmen.

Nach Aufenthalten in Ratzeburg und Ludwigslust, seinen Lebensunterhalt durch Zeichenunterricht verdienend, kommt Fernow nach Jena und Weimar. In Jena besucht er die philosophischen Vorlesungen des Philosophen Carl Leonhard Reinhold (1758–1823). Im Sommer 1794 reist Fernow mit dem jungen holländischen Maler Liernus nach Rom. Dort lebt Fernow von 1794 bis 803 und freundet sich mit Malern der deutschen Künstlerkolonie an. In der Villa Malta richtet Fernow einen Lesezirkel mit einer Leihbibliothek ein. Zudem stellt er eine Anthologie italienischer Dichter zusammen. Als der preußische Gesandte Wilhelm von Humboldt (1767–1835) in Rom eintrifft, macht Fernow bald seine Bekanntschaft und verbringt manchen Abend in seiner Residenz. In Rom heiratet Fernow auch die unbemittelte junge Maria Teresa Finzi.

Während seines Aufenthaltes in Italien entwickelte Fernow eine klassizistische Kunsttheorie, die mangels einer systematischen Darstellung später aus seinen „römischen Studien“ erschlossen werden musste. Über Johann Jacob Winckelmanns Phänomenologie hinausgehend, gibt Fernow mit Kant und Schiller dem Ideal und der Kunstschönheit den Vorrang gegenüber der Einzelerscheinung und der Naturschönheit.

1802 erhält Fernow auf Vermittlung Goethes eine außerordentliche Professur für Ästhetik in Jena. 1804 tritt er die Nachfolge des Bibliothekars Christian Joseph Jagemann in der Bibliothek der Herzogin Anna Amalia in Weimar an. In dieser Funktion trifft er fast täglich mit Goethe, Schiller, Wieland oder Herder zusammen. In Weimar entwickelt sich eine enge Freundschaft mit Johanna Schopenhauer (1766–1838), der Mutter des Philosophen Arthur Schopenhauer (1788–1860). Fernow hat entscheidenden Anteil daran, dass Schopenhauer seine vorgesehene Laufbahn als Kaumann aufgibt und sich mit Studien der Philosophie zuwendet.

In Weimar schließt Fernow seine „römischen Studien“ ab und veröffentlicht das Buch „Carstens Leben und Werk“, das als erste Künstlerbiografie in der deutschen Sprache gilt. Ferner erscheinen die beiden Bände seiner italienischen Sprachlehre und eine zwölfbändige Anthologie italienischer klassischer Autoren. Fernow letztes Projekt ist die Herausgabe von Johann Joachim Winckelmanns (1717–1768) gesammelten Werken, dem Begründer der antiken Kunstgeschichte.

Bis zu seinem Tod ist er nicht in der Lage, die ihm vom Verleger Cotta gewährten Zuschüsse zurückzuzahlen. Hilfe bringt wieder Goethe, der mit Cotta verhandelt. Cotta muss auf über 2000 Gulden verzichtet haben, denn Goethe schreibt ihm am 23. Januar 1809: „Ihre Erklärung wegen der Fernow'schen Schulden entscheidet über das Schicksal seiner Kinder“.

In der Nacht vom 4. zum 5. Dezember 1808 stirbt Fernow an einem Geschwür in der Pulsader. Fernows italienische Frau starb an Tuberkulose bereits vor ihm.

Karl Ludwig Fernow gilt heute als einer der bedeutendsten Kunsttheoretiker des deutschen Klassizismus. Besonders in der italienischen Philologie hat man in den letzten Jahren viel über ihn geforscht.

Von Ludwig Fernow stammen etwa 2000 italienische Bücher der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, die er aus Rom 1803 nach Weimar importierte. Goethe kaufte diesen Bestand für die Bibliothek nach dem Tod Fernows auf. Inwieweit sie beim Brand der Bibliothek 2004 vernichtet wurden, ist an dieser Stelle nicht bekannt.

Anmerkung: Die Abbildung Fernows ist eine Silberstiftzeichnung von 1806 des Dresdner Porträt- und Historienmalers und Professors der Kunstakademie Dresden: Gerhard von Kügelgen (1772–1820)