Dr. Charles Duvinage
Bibliothekar bei Friedrich Wilhelm IV. und Wilhelm I. von Preußen
geboren 12.07.1804 in Stettin
gestorben 11.04.1871 in Berlin
Charles Duvinage entstammte einer Familie mit vier Kindern, die seit 1805 in Schwedt lebte. Der Vater war Flussschiffer, er ertrank 1813 in der Oder. Charles Duvinage war zu jenem Zeitpunkt gerade erst neun Jahre alt. Schon als Kind nahm Charles die Schönheit seiner Heimatstadt wahr. Er genoss den sonntäglichen Gang mit der Familie zum Gottesdienst in dem eindrucksvollen, von Berlischky entworfenen, ovalen Barockbau der Kirche der französisch-reformierten Gemeinde. Hier traf man sich nach dem Gottesdienst mit Freunden und Verwandten. Der engagierte Pastor Daniel Auguste Chodowiecki verhalf dem begabten und strebsamen Jungen nach dem Tod des Vaters zu einem Platz im französischen Waisenhaus in Berlin. Dort erhielt Charles eine gute Schulbildung, wurde anschließend am französischen Pädagogium zum Französisch-Lehrer ausgebildet und promovierte an der Universität Jena zum Doktor der Philosophie. Während der Ausübung seines Berufs verfasste er zwei Schulbücher.
König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen berief Dr. Charles Duvinage 1842 als seinen persönlichen Bibliothekar an die Königliche Bibliothek im Berliner Schloss und ernannte ihn 1855 zum Hofrat. Der König, der „Romantiker auf dem Thron“, war gebildet und verbrachte viel Zeit in seiner Bibliothek und mit seinem Bibliothekar. Der Naturwissenschaftler und Weltreisende Alexander von Humboldt schrieb in dem Zeitraum von 1842 bis 1857 insgesamt 77 Briefe und Handzettel an Duvinage, in denen er häufig Buchanschaffungen für die Königliche Bibliothek vorschlug. Durch die Initiative von Charles Duvinage wurde nach dem Tod Friedrich Wilhelm IV. und mit Genehmigung seines Nachfolgers, König Wilhelm I., die Königliche Hausbibliothek durch Zusammenlegung von vier auswärtigen Bibliotheken verschiedener Mitglieder des Königshauses gegründet.
Charles Duvinage war fast neunundzwanzig Jahre Bibliothekar der beiden preußischen Könige. Für seine treuen Dienste erhielt er den Roten Adlerorden.