Karl Manoury
Theologe, Historiograph
geboren 02.11.1894 in Schwedt
gestorben 08.08.1966 in Potsdam
Karl Manoury wurde als Sohn des Dragoners und Brückenaufsehers August Manoury am 2. November 1894 in Schwedt geboren. Sein Vater gehörte zur 7. Generation einer Familie von Hugenotten, die 1686 in Groß Ziethen angesiedelt worden waren. Karl Manoury besuchte in Schwedt das Hohenzoller-Gymnasium und begann danach ein Studium der Theologie, das durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen wurde. 1923 wurde Manoury zum Pfarrer ordiniert. Die erste Pfarrstelle erhielt er als Hilfsprediger in Reetz im Fläming, einem ausgedehntem Pfarrsprengel. Schon als Vikar begann Manoury mit seinen kirchengeschichtlichen Forschungen zur Geschichte der Hugenotten. Er betrachtete es als seine Lebensaufgabe, die Entstehung der hugenottischen Traditionen mit einer Sammlung geschichtlicher Materialien zu unterlegen.
Im Jahr 1925 heiratete er die Berlinerin Ilse Karsunky, mit der er drei Kinder hatte. 1931 übernahm Manoury als Nachfolger von Joseph Chambon die Pfarrstelle der Französisch-Reformierten Gemeinde Potsdam, die er bis zu seiner Pensionierung innehatte. Gleichzeitig fungierte er als Pastor der Französischen Kirche zu Berlin am Gendarmenmarkt. Den Prediger Manoury kennzeichnete eine große Nüchternheit und Wirklichkeitsnähe in Sprache und Gedanken. Er wusste, dass der Herr des Himmels der Gott der Erde und ihrer Menschenkinder sein will. Dem Dritten Reich stand der Pfarrer ablehnend gegenüber. Als der damalige Potsdamer Bürgermeister von Manoury verlangte, die hebräischen Buchstaben über dem Eingang der Kirche (die vier hebräischen Buchstaben, die den Namen Gottes bezeichnen) zu entfernen, lehnte der Pfarrer das ab. In der Reichskristallnacht 1938 waren auswärtige SS-Männer im Begriff die Kirche anzünden, weil sie meinten, sie wäre eine Synagoge. Kurz darauf wurde der 44-jährige Manoury einberufen und musste im Zweiten Weltkrieg bei der schweren Artillerie am Überfall auf Polen teilnehmen.
Nach 1945 hatte sich an seinem Dienstbereich (Berlin/Potsdam) nichts geändert. Außerdem war Manoury verantwortlich für das monatlich erscheinende Gemeindeblatt der Französischen Kirche zu Berlin. Hierin veröffentlichte er die Ergebnisse seiner geschichtlichen Forschungsarbeiten, auch zu seinen Vorfahren. Schon während des Zweiten Weltkrieges hatte er eine zweibändige „Geschichte der Hugenotten-Kirche“ veröffentlicht. Seine geschichtliche Untersuchung zum „Kriegswesen der Hugenotten 1562–1598“ erschien 1955 und zwei Jahre später die Publikation „Die Geschichte der Französischen Kirche zu Berlin 1662–1953“. Im Jahr 1961 folgte das Buch „Die Geschichte der französisch-reformierten brandenburgischen Provinzgemeinden“. Manoury galt besonders als Experte für mittelalterlichen Festungsbau. Autoren von historischen Romanen wandten sich an ihn. Wenige Monate nach dem Tod seiner Frau starb Karl Manoury am 8. August 1966 als geachteter Pastor und Geschichtsschreiber der brandenburgischen französisch-reformierten Gemeinden.