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Karl Wilhelm Ferdinand Solger

Karl Wilhelm Ferdinand Solger
Karl Wilhelm Ferdinand Solger

Philosoph, Professor

geboren 28.11.1780 in Schwedt
gestorben 25.10.1819 in Berlin

„Mit dem politischen Vaterlande haben wir längst auch das geistige verloren, und die Art, wie man beides jetzt suchen will, läuft doch auf Schatzgräberei hinaus.“ (Ludwig Tieck an Solger während der Besetzung Deutschlands durch Napoleon)

Solger wurde als drittes Kind des seit 1771 in Schwedt lebendenden Markgräflich Brandenburgischen Kammerdirektors Solger geboren. Er hatte acht Geschwister, von denen sechs auf Grund der damaligen hygienischen Zustände und der Unkenntnis in medizinischen Fragen bereits bei der Geburt oder im Kindesalter starben.

Mit fünfzehn Jahren besuchte Karl Wilhelm Ferdinand Solger das Berliner Gymnasium „Zum Grauen Kloster", wo seine Liebe zu den klassischen Sprachen geweckt wurde.

1799 studierte er zunächst Jura, Geschichte und Alte Sprachen in Halle. Daneben war für ihn die englische, italienische und spanische Literatur von großem Interesse. Außerdem hörte er Vorlesungen bei Friedrich August Wolf, dem maßgeblichen Altsprachler der damaligen Zeit.

1801/02 ging er ein Semester nach Jena zu Schilling, neben Hegel eine der Säulen des Deutschen Idealismus. Bildungsreisen führten ihn an den Rhein, nach Straßburg, in die Schweiz und nach Paris.

Trotz ausgeprägter künstlerischer und philosophischer Interessen setzte Solger sein Jurastudium erfolgreich fort und bewarb sich um eine Anstellung im Dienst der preußischen Verwaltung. 1803-1806 ist er Referendar bei der Kriegs- und Domänenkammer Berlin. Die Literatur zog ihn immer noch in den Bann und so gründete er den „Freitagskreis“, in dem mit Gleichgesinnten neuerschienene und eigene Arbeiten diskutiert wurden. Neben Ludwig Tieck und den Wissenschaftlern Friedrich von Raumer und Satzmann nahm auch der uckermärkische Adlige von der Hagen an diesem Kreis teil. 1806 brach Solger seine Anstellung ab, um sich nur noch Übersetzungen der Klassiker und der Philosophie zu widmen. Er übersetzte die Werke des Sophokles vollständig, zur Erhaltung des dramatischen Eindrucks auch versgetreu. Auf Grund dieser Arbeit erhielt er 1808 in Jena die Doktorwürde.

Im selben Jahr schrieb Solger eine Arbeit über Goethes „Wahlverwandtschaften“, wobei er als Erster in diesem heftig umstrittenen Werk den Übergang von der Klassik zum Realismus erkannte.
In den „Gesprächen mit Eckermann“ äußert sich Goethe anerkennend über Solgers Ausführungen, „der als einer der Ersten den wahren Wert dieses Werkes erkannt hat“.

1809 konnte Solger eine unbesoldete Dozentenstelle an der Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder antreten.

Die Bürger Frankfurts und die Studenten der Stadt bekamen bald eine derart hohe Meinung vom dem erst Neunundzwanzigjährigen, dass sie ihm 1810 die Stellung des Oberbürgermeisters anboten. Obwohl diese Stellung neben den Ehren ein beträchtliches Jahreseinkommen von 1 500 Talern eingebracht hätte, schlug Solger sie aus. Sein Leben gehörte der Wissenschaft. Doch seine Entscheidung erregte Aufsehen. Noch im gleichen Jahr erhielt er eine außerordentliche, bezahlte Professur an der Universität. Mit der Auflösung der Viadrina 1811 erfolgte seine Berufung an die Berliner Universität, der damaligen „Friderico-Guilelma“. Hier las er als Ordentlicher Professor Ästhetik, der seine besondere Vorliebe galt. Im philologischen Bereich hielt er Vorlesungen über Sophokles „König Ödipus“. Die sprachliche Meisterschaft des Dozenten war Anziehungskraft für viele Studenten. Nach den napoleonischen Befreiungskriegen war Solgers scharfes Auftreten gegen falschen Nationalismus den Studenten jedoch nicht mehr angenehm. In Folge nahm seine Zuhörerschaft rapide ab.

1814/15 wird ihm das Rektorat der Universität übertragen. Er arbeitet während dieser Zeit intensiv an einem Werk über Ästhetik: „Erwin. Vier Gespräche über das Schöne und die Kunst“.

Solger zog die Gedankenwelt des antiken Griechenlands in die Auseinandersetzung der Kunst zwischen Romantik und Klassik mit ein, dabei bevorzugte er eine systematisch begründete Kunstkritik. Er stand den Romantikern, besonders Friedrich Tieck, auch persönlich nahe. Eine lebenslange Freundschaft band ihn an den fast gleichartigen Karl Friedrich Schinkel. 1817 erscheint als letztes zu seinen Lebzeiten veröffentlichtes Werk die „Philosophischen Gespräche“.

Durch ständige Überarbeitung hatte er seine ohnehin instabile Gesundheit geschwächt. Er selbst schrieb: „Es ist ein Elend um solche Kränklichkeit.“ 1819 starb Solger unverhofft in Berlin an Diphterie. Er wurde nur knapp 39 Jahre alt. Unter großer Anteilnahme wurde er auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin unweit seines Vorgängers an der Humboldt Universität, Johann Gottlieb Fichte, begraben.

Spätere Forscher entdeckten immer wieder „Perlen“ in seinen Schriften.

Solger hielt sich mehrmals und oft zur Genesung in seiner Heimatstadt Schwedt auf. Er äußerste sich darüber folgendermaßen: „Das angenehme Leben dort, sehr mäßige Arbeit, der schöne Sommer, die freie Luft [...] haben wohltätig auf meinen Körper gewirkt“.

Werke: „Erwin. Vier Gespräche über das Schöne und die Kunst“ (1815, 1907 Neuauflage, 1971 kommentierte Fassung als Reprint), „Philosophische Gespräche“ (1817), Nachgelassene Schriften und Briefwechsel, herausgegeben von Ludwig Tieck und Friedrich von Raumer (1826, 2 Bände), Vorlesungen über Ästhetik (herausgegeben von K. W. S. Heyse 1829), Briefwechsel mit Tieck (Maleske 1932, New York)