Ein deutsch-polnisches Schülerprojekt im Jüdischen Museum Schwedt/Oder
34 deutsche und polnische Jugendliche erforschen Flucht und Vertreibung in den eigenen Familien
Am 15. 9. 2025 startete im Jüdischen Museum Schwedt/Oder ein deutsch-polnisches Schülerprojekt zur aktuellen Ausstellung „Vertriebene 1939 - Deportationen von polnischen Bürgern aus den ins Dritte Reich eingegliederten Gebieten". 34 Schülerinnen und Schüler der Altersstufen 14 – 17 aus beiden Ländern sahen sich gemeinsam die Dokumentation „Eine Blonde Provinz" an und kamen anschließend mit dem Filmemacher Jacek Kubiak ins Gespräch. Der Beigeordnete der Stadt Schwedt/Oder, Silvio Moritz gedachte mit bewegenden Worten der Geschichte einer eng befreundeten Familie, deren Schicksal der Zweite Weltkrieg noch bis in die jüngste Vergangenheit prägte. Die Jugendlichen hatten die Gelegenheit, ihre Gedanken und Emotionen zu verschiedenen Fragen auf vorbereitete Bögen nieder zu schreiben. Am Nachmittag wurden dann in der Galerie am Kietz zehnseitige Leporellos gebaut und die Cover gestaltet. In zweiwöchiger Arbeit im eigenen Lebensumfeld waren die Schülerinnen und Schüler aufgerufen, in ihren Familien oder Freundeskreisen nach Erinnerungen zum Zweiten Weltkrieg zu forschen. Die Faltbüchlein dienten zum Festhalten dieser Erzählungen in Bildern, Fotos, Collagen, Zeichnungen, Berichten oder Zeitungsausschnitten. Wer keine Migrationsgeschichte in seinem eigenen Umfeld finden konnte, sollte sich mit den Begriffen "Flucht" und "Vertreibung" auseinander setzen. Das Ergebnis war für alle Beteiligten sehr berührend. Am zweiten Präsenztag, 29.9.25, präsentierten die Jugendlichen in kleinen Gruppen ihre nun gefüllten Leporellos. Sie wünschten sich mehr solcher Projekte, bei denen alle miteinander ins Gespräch kommen und durch gemeinsame Arbeit Erfahrungen teilen können. Die Leporellos werden die im nächsten Jahr in einer Ausstellung im Jüdischen Museum Schwedt/Oder zu sehen sein.
Das Museumsteam der Schwedter Museen dankt der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und dem Städtepartnerschaftsverein Schwedt/Oder e.V. für ihre Unterstützung.