Staatskanzlei

Bundesratspräsident Matthias Platzeck eröffnet BUGA in München

Wortlaut der Festrede des Bundesratspräsidenten Matthias Platzeck anlässlich der Eröffnung der Bundesgartenschau 2005 am 28. April 2005 in München

veröffentlicht am 28.04.2005

„Nach 22 Jahren ist die Gartenschau zurück in München. Der Westpark – einst Ausstellungsgelände der Internationalen Gartenschau – hat Münchens grünes Antlitz maßgeblich geprägt. Viel Zeit ist seitdem ins Land gegangen. Die Kinder, die damals noch nicht das Licht Münchens erblickt hatten, sind heute schon erwachsen. Nicht jeder von ihnen wird wissen, dass der Westpark ursprünglich als IGA-Ausstellungsfläche errichtet wurde. Aber das ist auch nicht entscheidend. Denn freuen wir uns doch lieber darüber, welche positiven Nebenwirkungen – wenn ich es einmal salopp formulieren darf – internationale und Bundesgartenschauen von heute haben. Eine BUGA, die ihren Gästen ausschließlich schön anzuschauende und exotische Pflanzen präsentiert, würde den Puls der Zeit zum Stillstand bringen. Die BUGA des 21. Jahrhunderts ist mehr denn je eine beeindruckende Leistungsschau des Garten- und Landschaftsbaus. Und sie liefert die Impulse für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Sie ist so zu sagen handfeste Strukturpolitik. Überall wo eine BUGA ausgerichtet wurde, hat sie das Stadtbild um eine städtebauliche Attraktion, um mehr Lebensqualität bereichert. Mit jedem neu entstandenen Park kam ein Stück Grün für die Menschen der Stadt hinzu – ich denke da nur an den Schlosspark von Karlsruhe oder den IGA-Park in Rostock. Allein aus diesem Grund war es für mich eine Herzensangelegenheit, heute in München mit dabei zu sein. Das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur und die Verantwortung eines Jeden zur Wahrung des Gleichgewichts ist ein Thema, dass mich Zeit meines Lebens begleitet. Noch zu DDR-Zeiten habe ich mit einer Handvoll Gleichgesinnter versucht, den weiteren Verfall unserer Heimatstadt Potsdam aufzuhalten und die Lebensqualität wenigstens ein Stück weit zu verbessern. Die Wende hat uns unser Ziel im rasenden Tempo erreichen lassen: Potsdam hat sich seitdem Stück für Stück in eine funkelnde Perle verwandelt. Seine prachtvollen Bauwerke, verwunschene Landschaftsgärten und großartige Plätze ziehen Jahr für Jahr Menschen aus Nah und Fern in den Bann. Einen beachtlichen Anteil daran hatte auch die Bundesgartenschau, die vor vier Jahren in Potsdam ausgerichtet wurde. Auch deshalb bin ich ein leidenschaftlicher BUGA-Bekenner. Ich weiß aus eigener Erfahrung, welch ein Kraftakt, wie viel Mut und Lampenfieber hinter solch einer Ausstellung stecken. Nach meinen ersten Eindrücken von der Ausstellung möchte ich der Gesellschaft „Bundesgartenschau München 2005“ meine Anerkennung zollen: Sie haben es geschafft, Anspruch und Realität in Einklang zu bringen. Frau Gebhard und Herr Fass – es sind gewiss keine Vorschusslorbeeren - ich gratuliere Ihnen und Ihrem Team zu diesem Erfolg. Noch ein Wort zu den Nebenwirkungen. Da hält es die BUGA wie die Medizin: Es bleibt meist nicht nur bei der Einen. Die BUGA ist Balsam für die Seele eines jeden Politikers und für die Menschen in der Region - sie schafft neue Arbeitsplätze und sie holt sehr viele Touristen ins Land. München hat sich für die nächsten sechs Monate auf 4 Millionen BUGA-Gäste eingestellt. Bayerns Wirtschaft kann sich also freuen. Und – das möchte ich auf gar keinen Fall unerwähnt lassen – die BUGA ist auch dazu da, um eine Brücke zwischen den Menschen aus den alten und neuen Bundesländern zu bauen. Das haben wir in Cottbus, Magdeburg und zuletzt in Potsdam erlebt. Nun ist wieder eine Stadt aus den alten Ländern an der Reihe. Da bleibt viel Raum für Begegnungen zwischen Ost und West und aus Begegnungen können neue Kontakte wachsen. Ich würde mich freuen, wenn das auch in München funktioniert. „Wenn ich noch einmal auf die Welt komme, werde ich wieder Gärtner – und das nächste Mal auch noch. Denn für ein einziges Leben ward dieser Beruf zu groß.“ – gern hätte ich das gesagt, aber es war der Potsdamer Staudenzüchter Karl Foerster. Er ist einer der großen Gartenarchitekten, die wie Lenné und Pückler Brandenburgs Gartenkultur ungemein bereichert haben. Meine persönliche Verbindung zum Gartenbau fußt hauptsächlich auf Bewunderung. Ich bewundere die Gärtner und Landschaftsarchitekten für ihre Begabung und ihre Möglichkeiten, einen Lebensraum für unser Wohlbefinden, für Ruhe und Entspannung zu gestalten. Nachhaltigkeit und Perspektivenwechsel sind die Leitgedanken dieser Bundesgartenschau. Scheinbar Bekanntes soll aus einer neuen Perspektive erlebt und so möglicherweise überdacht werden. Diese Idee der Planer verspricht einen spannenden Besuch auf der BUGA. Ich wünsche Bayerns Landeshauptstadt und dem Zentralverband Gartenbau sowie allen Partnern der Bundesgartenschau Gesellschaft, dass all ihre Erwartungen in Erfüllung gehen. Mein besonderer Dank geht an alle Sponsoren, die der BUGA 2005 auf die Beine geholfen haben. Ihnen, den Besuchern des ersten Tages, wird eine besondere Ehre zuteil. Jeder von Ihnen ist ein potenzieller Botschafter der BUGA. Erzählen Sie Ihrer Familie und Ihren Freunden von der Faszination dieses Ortes. Sie können fest davon ausgehen: Auch ich werde nördlich von Bayern die Werbetrommel schlagen. Doch jetzt will ich mir das Motto dieser Bundesgartenschau zu eigen machen und werde die Perspektive von hier oben in die Ausstellung wechseln. Die Bundesgartenschau 2005 in München ist hiermit eröffnet.“