Staatskanzlei

Platzeck gedenkt ermordeter Sinti und Roma

veröffentlicht am 19.12.2007

Vor Überlebenden des Holocaust und ihren Angehörigen hat Ministerpräsident Matthias Platzeck in der Gedenkstätte Sachsenhausen der Opfer des nationalsozialistischen Völkermords an den Sinti und Roma gedacht. „Wir gedenken heute aller Sinti und Roma, die in der Folge des ´Auschwitz-Erlasses´ oder anderer rassistischer Übergriffe der Nazis verschleppt und ermordet wurden“, sagte Platzeck am Mittwoch in Oranienburg. Insgesamt waren den Nationalsozialisten in Europa 500.000 Sinti und Roma zum Opfer gefallen. Platzeck: „Mit dem Gedenken kann den Verstorbenen vielleicht ein Stück ihrer geraubten Identität und Würde zurückgegeben werden.“ Er erinnerte daran, dass der Deportation und Ermordung die Ausgrenzung und Entrechtung der Sinti und Roma vorangegangen war. Sie seien wie die Juden unter die diskriminierenden Bestimmungen der „Nürnberger Rassengesetze“ gefallen, gedemütigt und stigmatisiert worden. Platzeck begrüßte Überlebende des Konzentrationslagers Sachsenhausen und anderer Konzentrationslager. Er habe „großen Respekt“ vor ihrer Entscheidung, sich der Erinnerung zu stellen und hier gemeinsam zu trauern, sagte Platzeck. Zugleich betonte er, Sinti und Roma seien „Teil unserer Gesellschaft, unserer Kultur und unseres täglichen Lebens“. Dass sich die junge Generation um Toleranz, Dialogbereitschaft und eine Weltoffenheit bemühe, stimme ihn zuversichtlich, fügte Platzeck hinzu. In den vergangenen Jahren sind Platzeck zufolge auf europäischer und nationaler Ebene wichtige Schritte zum Schutz von Minderheiten unternommen worden. Die rund 70.000 Sinti und Roma deutscher Staatsangehörigkeit seien aber erst seit 1995 als nationale Minderheit anerkannt. Dies sei für viele zu spät gekommen. Ihnen seien nicht nur finanzielle Entschädigungen versagt geblieben, sondern in fast allen Fällen auch schlichte mitmenschliche Gesten der Anteilnahme und Trauer, beklagte Platzeck. Die Gedenkveranstaltung erinnerte an den sogenannten Auschwitz-Erlass vom 16. Dezember 1942, der sich in diesem Jahr zum 65. Male jährt. Auf der Grundlage des von Himmler unterzeichneten Erlasses wurden 23.000 Sinti und Roma aus 11 Ländern Europas - unter ihnen 10.000 deutsche aus dem damaligen Reichsgebiet – in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Insgesamt wurden im besetzten Europa mehrere Hunderttausend Sinti und Roma durch Einsatzgruppen der SS oder in Konzentrationslagern ermordet. Im KZ Sachsenhausen waren mehr als 1000 Sinti und Roma inhaftiert.