Staatskanzlei

Platzeck würdigt Engagement Noël Martins – Forderung nach weiterem zivilgesellschaftlichen Handeln

veröffentlicht am 23.04.2007

Ministerpräsident Matthias Platzeck wies heute darauf hin, dass sich seit dem Anschlag auf den farbigen Briten Noël Martin in Mahlow vor zehn Jahren viel hin zu einer Zivilgesellschaft in Brandenburg getan habe. Trotzdem hält er weitere Anstrengungen für nötig, um Neonazismus und Fremdenhass in Brandenburg zu bekämpfen. Bei der Vorstellung des Buches von Noël Martin „Nenn es: mein Leben“ am Montag in Potsdam sagte er, es komme darauf an, noch stärker von der „guten Gesinnung zur handlungsbereiten Verantwortung“ zu kommen. Platzeck fügte hinzu, es sei in Brandenburg gelungen, „ein Bündnis gegen Gewalt und für Toleranz zu schließen, an dem sehr viele Gruppen und Institutionen beteiligt sind. Die Integrationsbeauftragte des Landes, die Akteure des Handlungskonzepts Tolerantes Brandenburg, der Landespräventionsrat, die Beratungsstellen für Ausländerfragen, Kommunen, Bürgermeister, Kirchen, Sportvereine, Feuerwehren, Unternehmer und Gewerkschaften, Betriebsleitungen und Betriebsräte helfen mit. Impulse geben aber auch die zahlreichen zivilgesellschaftlichen Initiativen, die unabhängigen Kulturprojekte oder Ideen von Schülerinnen und Schülern.“ Platzeck mahnte, ausländische Mitbürger stärker in das gesellschaftliche Leben einzube-ziehen. „Wir brauchen Kontakte, direkte Gespräche, persönliche Erfahrungen, um das Miteinander mit anderen Kulturen, Nationen oder Religionen als Normalfall des Alltags kennen zu lernen.“ Zugleich forderte der Ministerpräsident eine „Gesamtoffensive der Wertevermittlung, der Bildung, der Schaffung von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen“, um gegen „Perspektivlosigkeit und Verwahrlosung“ vorzugehen. „Jeder Jugendliche muss Ansprechpartner für Sorgen und Nöte finden. Jeder Gewalttäter muss den Druck gesellschaftlicher Ächtung spüren. Beides ist ein Gebot der Zukunftsfähigkeit unseres Landes.“ Platzeck appellierte an junge Menschen, das Schicksal Noël Martins zu begreifen. „Der Anschlag von Mahlow stürzt ihn in eine andere Welt, in die eines Opfers, in die eines Menschen, der von einer zur anderen Sekunde in einem kaum noch funktionierenden Körper gefangen ist. Auf nahezu beispiellose Weise versucht er sein Schicksal zu meistern und dabei seine Würde und einen letzten Rest von Unabhängigkeit zu bewahren.“ Platzeck dankte allen Beteiligten an dem Buchprojekt und vor allem Noël Martin selbst für seine Initiative für den "Noël-und-Jacqueline-Martin-Fonds", mit dem ein Jugendaustausch zwischen Mahlow und Birmingham initiiert wurde, der es jungen Menschen ermöglicht, sich gegenseitig kennen und in ihrer Andersartigkeit respektieren zu lernen. Die Einnahmen aus dem Verkauf des Buches sollen dem Fonds zufließen.