Staatskanzlei

Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag der Befreiung der Häftlinge des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück

veröffentlicht am 19.04.2015

Mit einer Gedenkveranstaltung und einer Kranzniederlegung wurde am heutigen Sonntagvormittag in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück an die Befreiung der Häftlinge des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück vor 70 Jahren erinnert und der Opfer gedacht. An der Veranstaltung nahmen mehr als 90 Überlebende aus zahlreichen Ländern teil. Bei der Gedenkveranstaltung auf dem ehemaligen Appellplatz sprachen die scheidende Präsidentin des Internationalen Ravensbrück Komitees, Annette Chalut, Ministerpräsiden Dietmar Woidke, Bundesbildungsministerin Johanna Wanka, die Ehefrau des polnischen Präsidenten, Anna Komorowska, und die britische Publizistin Sarah Helm.

Unter den Anwesenden befanden sich die Lebensgefährtin des Bundespräsidenten, Daniela Schadt, die polnische Kulturministerin Małgorzata Omilanowska, die französische Staatsministerin für Frauenrechte, Pascale Boistard, der ungarische Staatssekretär für Angelegenheiten der Europäischen Union, Szabolcs Takacs, der Erzbischof von Stettin, Andrzej Dzięga, die brandenburgische Sozialministerin Diana Golze sowie zahlreiche Botschafter, Parlamentarier und Repräsentanten des öffentlichen Lebens.

Annette Chalut, die Präsidentin des Internationalen Ravensbrück Komitees sagte: Auch wenn dieser Ort hier für Sie weder die vergangenen Gräuel noch die alltäglichen Lebensbedingungen darzustellen vermag, so ist doch für uns jeder Stein mit schmerzlichen Erinnerungen verbunden. Unsere Kameradinnen, die hier ums Leben kamen - sei es durch Krankheit, sei es durch das Gas, sei es durch unmenschliche Arbeit, verschlimmert durch das Zusammengepferchtsein und die seelisch-moralische Not - dürfen niemals vergessen werden. Wir denken stets an sie, denn jede eigene Erinnerung bringt sie uns nahe.“

Der brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke sagte: „Unter uns sind heute mehr als 90 Überlebende, die hier unfassbares Grauen erleben mussten. Sie mahnen uns: Unter die NS-Vergangenheit darf kein Schlussstrich gezogen werden. Das Erinnern bleibt historischer Auftrag, es ist Aufgabe und Chance zugleich. Für Bildungsarbeit und Forschung sind die Beiträge der Zeitzeugen von unschätzbarem Wert. Sie lassen uns mitfühlen und helfen uns, aus dem Geschehen von damals die richtigen Lehren zu ziehen. Die langjährige Forschungsarbeit und die vielen Hinweise der Überlebenden sind eingeflossen in die Gestaltung des Ravensbrücker Lagergeländes zu einem Gedenkort und einem zeithistorischen Museum.“

Zwischen 1939 und 1945 sind 132.000 Frauen, 20.000 Männer und 1.000 weibliche Jugendliche des "Jugendschutzlagers Uckermark" als Häftlinge registriert worden. Die Häftlinge stammten aus über 40 Nationen, unter ihnen befanden sich auch zahlreiche Juden sowie Sinti und Roma. Zehntausende wurden ermordet oder starben an Hunger, Krankheiten oder durch medizinische Experimente. Nach dem Bau einer Gaskammer Ende 1944 wurden rund 6.000 Häftlinge von der SS vergast. Ende April 1945 trieb die SS Zehntausende Häftlinge auf Todesmärsche in Richtung Nordwesten. 3.000 zurück gelassene Kranke wurden am 30. April 1945 durch die Rote Armee befreit.