Staatskanzlei

Platzeck bei der Verleihung des Regine-Hildebrandt-Preises 2010: „Regines Stimme fehlt“

veröffentlicht am 26.11.2010

Das politische Lebenswerk der vor neun Jahren verstorbenen brandenburgischen Sozialministerin Regine Hildebrandt ist nach Überzeugung von Ministerpräsident Matthias Platzeck heute aktueller denn je. In seiner Rede zur Verleihung des „Regine-Hildebrandt-Preises 2010“ in Berlin sagte Platzeck heute wörtlich: „Jedes Jahr, das seit 2001 vergangen ist, bestätigt, wie uns Regines rigoroses Eintreten für Gerechtigkeit, für Gemeinsinn und solidarisches Miteinander fehlt. Es fehlt eine Stimme, wie sie sich seit Regines Tod in Deutschland nicht mehr gefunden hat - eine Stimme mit derselben Eindringlichkeit, mit derselben Glaubwürdigkeit und, wenn nötig, auch mit derselben Lautstärke, wie Regine sie vereinte.“ Der Ministerpräsident äußerte sich besorgt über den Zustand der Demokratie in Deutschland. Er sprach von Tendenzen einer „beiderseitigen Entfremdung“ zwischen Gesellschaft und Politik, zwischen Bürgerinnen und Bürgern einerseits und der politischen Klasse andererseits. Deshalb seien „konstruktive Brückenbauer“ vonnöten: Gefragt seien Bürgerinnen und Bürger, die Politik und Mittun nicht per se ablehnten. Genauso gefragt seien aber auch Politikerinnen und Politiker, „die niemals den Boden unter den Füßen verlieren, die tief in ihrer Gesellschaft beheimatet, geerdet und verwurzelt sind“. Exakt dies habe für Regine Hildebrandt gegolten. Platzeck appellierte an die Bürgerinnen und Bürger, sich im Sinne Hildebrandts selbst einzumischen und nicht darauf zu vertrauen, dass „sich die Verhältnisse schon irgendwie von alleine bessern würden“. Platzeck betonte, dass seit dem Tod Regine Hildebrandts „Ostdeutschland in vielen Belangen auf die Beine gekommen“ sei. Wörtlich sagte der Ministerpräsident: „Das zweite Jahrzehnt der Einheit war insgesamt gesehen ein Jahrzehnt des erfolgreichen Aufbaus. Zugleich aber hat der Abstand zwischen Oben und Unten in Deutschland gefährlich zugenommen, und in den letzten Jahren haben wir eine dramatische Abfolge von Finanz-, Wirtschafts-, Haushalts- und Währungskrisen erlebt, die das Grundvertrauen zu vieler Menschen in Marktwirtschaft und Demokratie erschüttert haben.“ Regine Hildebrandt habe mit ihrer Prognose Recht behalten, dass Ost und West „schon miteinander klarkommen“ werden, es aber mit „Oben und Unten“ schwieriger werde. Platzeck: „Regine hat ganz einfach Recht behalten, sicher nicht in jedem Detail, wohl aber auf der großen Linie.“ Den Regine-Hildebrandt-Preis 2010 erhielten die Berliner Initiative „Stadtteilmütter auf den Spuren der Geschichte“ und der Bernauer Verein „Eltern helfen Eltern“. Brandenburgs Sozialminister Günter Baaske sagte in seiner Laudatio für den Verein „Eltern helfen Eltern“: „Eltern von behinderten Kindern und Jugendlichen kümmern sich liebevoll rund um die Uhr um ihre Familienangehörigen. Bei der täglichen Unterstützung bleiben für sie selbst oft keine Freiräume. Der Verein ‚Eltern helfen Eltern‘ ermöglicht es ihnen, für einen Moment loszulassen, an sich selbst zu denken und Erfahrungen auszutauschen. Hier können sie wieder neue Kraft tanken. Ein Engagement, ganz im Sinne von Regine Hildebrandt, der immer Mitmenschlichkeit wichtig war.“ Der Verein bietet seit 1992 Familienangehörigen von behinderten Menschen Unterstützung und Hilfe zur Selbsthilfe an. Den behinderten Kindern und Jugendlichen steht ein umfangreiches Freizeitangebot mit qualifizierter Begleitung zur Verfügung.