Staatskanzlei

Wer Zukunft gestalten will, muss die Geschichte kennen

veröffentlicht am 20.07.2004

In seiner Rede auf dem Festgottesdienst anlässlich der Übergabe des Nagelkreuzes an die „Stiftung Garnisonkirche Potsdam“ ging Ministerpräsident Matthias Platzeck auf die enge Verbindung Potsdams zum 20. Juli 1944 und die Rolle der Garnisonkirche in der Geschichte ein, Ministerpräsident Platzeck wörtlich: „Die Erinnerung an die Verbindung der Garnisonkirche mit dem Nazi-Regime darf nicht verblassen. Jedoch lenkt eine Reduzierung der Potsdamer Garnisonkirche auf den „Tag von Potsdam“ von ihrer tatsächlichen Bedeutung als eine der damals schönsten norddeutschen Barockkirchen und als eine identitätsstiftende Einrichtung, auf die viele Potsdamer sehr stolz waren, ab. Der heutige Tag ist aber auch aus einem anderen Grund von besonderer symbolischer Tragweite. Die Aufnahme in die Reihe der Nagelkreuzgemeinden bekundet allen Kritikern des Wideraufbaus, dass Versöhnung und Frieden die zentralen Leitmotive der zu gründenden „Stiftung Garnisonkirche Potsdam“ sind. Für die Stiftung ist die Übergabe des Nagelkreuzes eine große Ehre, vor allem aber Ansporn und Verpflichtung für die weitere Arbeit. In Dresden können wir in diesen Tagen ein neues, positives Gefühl der Zusammengehörigkeit erleben. Ich würde mich freuen, wenn die Botschaft der dort gerade erst wieder errichteten Frauenkirche auch für die Potsdamer Garnisonkirche erhört wird und der „Ruf von Potsdam“ in der ganzen Welt erklingt. Für die „Kulturhauptstadt“ Potsdam und ihr historisches Stadtbild wäre eine wiedererrichtete Garnisonkirche auch nach 2010 eine echte Bereicherung, für viele Potsdamer ein weiterer Grund, auf ihre Heimatstadt stolz zu sein.“ Im weiteren Verlauf seiner Rede unterstrich Platzeck: „Die Verleihung des Nagelkreuzes als Zeichen der Versöhnung und des Friedens am 60. Jahrestag des gescheiterten Hitler-Attentats erinnert und mahnt uns zugleich! Der Einsatz der mutigen Menschen des 20. Juli gegen die grausame Diktatur der Nationalsozialisten war außerordentlich couragiert und verdient größte Achtung und Respekt. Wir stehen auch gegenüber den uns nachfolgenden Generationen in der Verantwortung, das Vermächtnis dieser Menschen wach zu halten und dafür zu sorgen, dass Frieden, Freiheit, Demokratie und Menschenrechte stets geachtet werden und somit die Grundpfeiler unseres Zusammenlebens auf einem festen Fundament stehen. Auch die Potsdamer Garnisonkirche wird als Internationales Versöhnungszentrum ihren Beitrag dazu leisten und ist nicht zu letzt deshalb wichtig für unsere Landeshauptstadt. Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen wir jedoch das Mittun und das Engagement vieler Menschen. Ich bitte deshalb alle Befürworter des Wiederaufbaus um ihre Unterstützung. Den Skeptikern möchte ich versichern, dass der Förderverein allen Menschen offen steht und sich der inhaltlichen Auseinandersetzung stellt. Gestatten Sie mir, Ihnen folgende Worte aus dem „Ruf von Potsdam“ mit auf den Weg zu geben: „Wer Zukunft gestalten will, muss die Geschichte kennen. Wir wollen uns unsere Geschichte nicht nehmen lassen. In Kontinuität und Bruch stellen wir uns der Vergangenheit in ihrer ganzen Zwiespältigkeit.“ Anmerkung: „Ruf von Potsdam“ – Aufruf der Fördergesellschaft zum Aufbau der Garnisonkirche Potsdam (15. 01. 2004)