Staatskanzlei

Platzeck vor dem Europäischen Institut in Bukarest: “Strukturwandel ist eine Marathonstrecke“

veröffentlicht am 12.09.2003

Ministerpräsident Matthias Platzeck hat Rumänien darin bestärkt, den Weg der Reformen und der wirtschaftlichen Modernisierung mit Ausdauer weiter zu gehen. Vor dem Europäischen Institut in Bukarest sagte Platzeck am Freitagfrüh, der Systemwechsel von der Staats- in die Marktwirtschaft sei ein Fundamentalumbruch, der alle Bereiche der Gesellschaft erfasse. Dreizehn Jahre seien dafür eine knapp bemessene Zeit. Das gelte selbst für Ostdeutschland, „obwohl wir die Unterstützung durch den wirtschaftlich starken westlichen Teil unseres Landes haben. Und es gilt umso mehr für Rumänien.“ Platzeck: „Viele Jahrzehnte der Entwicklung, für die andere Nationen weit günstigere Voraussetzungen hatten, müssen in kurzer Frist aufgeholt werden. Der unausweichliche administrative, wirtschaftliche und soziale Strukturwandel ist eine Marathonstrecke. Niemand, der dafür ein realistisches Verständnis hat, wird Ihnen die Anerkennung verweigern. Ich glaube vielmehr, dass Rumänien mit seinen Fortschritten weithin Aufmerksamkeit erregt.“ Der Ministerpräsident betonte, Deutschland nehme an den Reformen in Rumänien schon allein deshalb Anteil, weil sie in dessen eigenen Interessen lägen. „Da ist durchaus eine Portion Egoismus im Spiel. Wir schätzen Rumänien als starken und verlässlichen Partner in Südosteuropa. Wichtige Aspekte sind Sicherheit und Stabilität. Die gutnachbarschaftlichen Beziehungen zu allen angrenzenden Staaten, um die sich Rumänien aus eigener Initiative bemüht, sind ein überragendes Gut, das Sie in Europa einbringen. Von großer Bedeutung ist außerdem Rumäniens Potenzial als Wirtschaftspartner.“ Platzeck wandte sich vehement dagegen, den derzeit laufenden Neubeginn der europäischen Geschichte mit Begriffen wie „Erweiterung“ der EU oder „Beitritt“ zu beschreiben. Nicht wenigen Menschen in Westeuropa falle diese Einsicht noch schwer. Platzeck: „Richtig ist vielmehr, dass Europa geteilt war und dass der Osten und Südosten des Kontinents schon immer nicht weniger Europa war als der Westen. Der Prozess, den wir jetzt erleben, ist also eine Vereinigung, und erst jetzt hat die EU das Attribut ´europäisch´ im vollen Sinne verdient.“